In unserer dreiteiligen Serie „Unternehmen – Fit for human beings?„, stellen wir neue Strategien und Praxis-Beispiele für mehr Partizipation und Selbstbestimmung in Unternehmen vor. Teil 2: Selbstbestimmung und Home Office, die Motivationslösung?
Arbeit ist nicht gleich Arbeit, das wissen wir alle. Sie kann Spaß machen, uns motivieren oder zu neue Ideen anregen. Sie kann uns aber auch frustrieren und selbst krank machen, man denke an psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Burnout. Welche Arbeit wir mögen, was uns Spaß macht und erfüllt, hängt in entscheidendem Maße von unserer Persönlichkeit ab. Menschen unterscheiden sich in ihren arbeitsbezogenen Fähigkeiten, Interessen und Werthaltungen und was dem einen gefällt, gefällt dem anderen nicht unbedingt.
Warum manche Menschen zufriedener mit ihrem Job sind als andere
Stärker noch als unsere Interessen haben Persönlichkeitsmerkmale Einfluss darauf, wie wir uns verhalten und wie wir unsere Umwelt wahrnehmen und beurteilen.
Ein bekanntes und weit verbreitetes Modell der Persönlichkeit ist das Fünf-Faktoren-Modell der amerikanischen Psychologen Costa und McCrae. Im Zentrum des Modells steht die Annahme, dass sich die Persönlichkeit mithilfe der fünf Faktoren Extraversion, Neurotizismus, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit und Offenheit für Erfahrungen beschreiben lässt. Obgleich derzeit keine Modelle existieren, die den Zusammenhang zwischen den sog. Big Five und Aspekten der Arbeit untersuchen, werden die Big Five als Determinanten der Arbeitszufriedenheit diskutiert und zeigen Studien korrelative Zusammenhänge zwischen der Arbeitszufriedenheit und den Persönlichkeitsfaktoren. Während hohe Neurotizismuswerte mit geringerer Arbeitszufriedenheit einhergehen, wurde für die Persönlichkeitsvariablen Extraversion, Verträglichkeit und Offenheit für Erfahrungen ein positiver Zusammenhang gefunden.
Holacracy: Neue Organisationsformen erobern Unternehmen
Neben Aspekten der Persönlichkeit sind Umgebungsvariablen entscheidend, wenn es um die Frage geht, was uns zu zufriedenen Mitarbeitern macht. Doch auch hier gibt es Unterschiede. Nicht jeder schätzt Freiheit und Autonomie gleichermaßen und auch flexible Arbeitszeiten sowie das Home-Office sind nicht jedermanns Sache. Wurde das Home-Office kürzlich noch als Innovation gefeiert, gilt es aktuell schon wieder als überholt. Neue Konzepte und Managementstrategien wie u.a. die Holacracy Praktik sind es, die alte und konventionelle Unternehmenskonzepte in Frage stellen. Steckt die ursprünglich aus Amerika stammende Organisationsform zumindest in Deutschland noch in den Startlöchern, hat sie doch auch hier bereits einige Fans und Nachahmer gefunden. Und nicht zu Unrecht, klingt das Holacracy-Prinzip vielversprechend: Hierarchien abschaffen, Manager verbannen und stattdessen die Verantwortung und Organisation der Arbeit in die Hände der Mitarbeiter legen. Was hieraus resultiert sind Mitarbeiter, die mehr Verantwortung übernehmen, mehr Leistung zeigen und letztlich zufriedener sind mit dem was sie machen.
Aufgabe entscheidend für Arbeitszufriedenheit
Auch die Merkmale der Tätigkeit selbst entscheiden wie zufrieden man ist. Wissenschaftlichen Studien zufolge werden Aufgaben von Arbeitnehmern als positiv erlebt, wenn sie möglichst viele motorische, intellektuelle und soziale Anforderungen an die ausführende Person stellen. Entscheidend dafür, ob man mit seinem Beruf zufrieden ist, ist auch, inwiefern man die Tätigkeit als bedeutsam erlebt. Je bedeutsamer diese empfunden wird, desto höher ist in der Regel auch die Arbeitszufriedenheit.
Und nun, was tun?
Zugegeben, von all der wissenschaftlichen Erkenntnis könnte einem der Kopf schwirren. Denn wie kann man hier als Unternehmen ansetzen? Nicht jedem Mitarbeiter wird man gerecht werden können und nicht jede Aufgabe ist anspruchsvoll und geht einher mit hoher Verantwortung. Dass das nicht geht, ist logisch. Doch was man tun kann, ist ein Bewusstsein für die Komplexität des Themas zu schaffen. Die Arbeitszufriedenheit ist wohl eines der schwierigsten Konstrukte, doch sie ist auch eines der wichtigsten. Denn wohl war ist auch, wer zufrieden mit seiner Arbeit ist, leistet gute Arbeit!
Gastautorin:
Luisa Solms studierte Psychologie in Bonn. Sie lebt in den Niederlanden, wo sie als Redakteurin bei Springest arbeitet. Sie schreibt zu den Themen Studium, Karriere und Weiterbildung. Als Psychologin ist sie vor allem an arbeitspsychologischen Fragestellungen interessiert.