Apps & Co. für besseres Arbeiten
Hamburg steht in diesen Tagen ganz im Zeichen des Digitalen Aufbruchs. Zur Social Media Week 2014. werden vom 17. bis 21. Februar mehr als 4000 Besucher erwartet. Die Stadt ist eine Woche lang im Bann von Facebook, Twitter, Xing und Youtube und Co. Diese weltgrößte globale Konferenz findet zeitgleich auch in Barcelona, Kopenhagen, Lagos, Mailand, New York und Tokio statt. In keiner der anderen Teilnehmerstädte aber wurden so viele Veranstaltungen angemeldet wie in Hamburg. Verteilt über die City wird es mehr als 200 Vorträge und Diskussionsrunden zu verschiedenen Themen, wie Karriere & Recruiting und Medien & Kompetenz, geben.
Unsere Arbeitswelt ändert sich. Die Begriffe, mit denen wir sie in Worte fassen, nicht. Sie kommen unverdächtig und vertraut daher: Arbeit, Karriere, Leistung. Was wir damit meinen, ist klar. Oder doch nicht? Teil 3: Leistung ist Arbeit durch Zeit?Willkommen in der Leistungsgesellschaft. Hier werden Güter entsprechend der Leistung verteilt und Menschen entsprechend ihrer Leistung bezahlt. Es gelten das „Leistungsprinzip“ und „Leistungsgerechtigkeit“. Wirklich? Wie lässt sich Leistung überhaupt und noch dazu gerecht messen? Und was ist Leistung überhaupt, in unserer heutigen Zeit? Leistung = Arbeit durch Zeit?Etwas zu leisten bedeutet laut dem Duden, etwas zu schaffen, etwas zu vollbringen, etwas zu erreichen. Gelingt einem das besonders gut, spricht man von einer „reifen Leistung“. Oftmals findet man aber auch nur eine rein physikalische Definition von Leistung: Leistung ist gleich Arbeit durch Zeit. Punkt. Schnell fällt auf: Obwohl wir oft als Leistungsgesellschaft beschrieben werden, gibt es kaum eine Auseinandersetzung mit dem Begriff „Leistung“ im Kontext unserer Arbeit und Kultur. Leistung ist, vor allem in unserer Arbeitswelt, immer noch stark an Arbeitszeiten und Präsenz geknüpft. Vielleicht, weil es sie greifbarer und vergleichbarer macht. Sind es nicht die Ergebnisse, die zählen?Unser Verständnis von Leistung ist damit gleichermaßen diffus und eng. Vielmehr noch: oftmals passiert es scheinbar schleichend, dass wir die Gleichung (Leistung = Arbeit/Zeit) im Kopf umstellen, sie reduzieren auf nur zwei Faktoren. AusLeistung = Arbeit / Zeit wird dann schnell Leistung = Zeit Die Ergebnisse, die Qualität, wer kann das schon ständig objektiv nachprüfen? Zeit, das ist was Solides. Da hat man was in der Hand, eine solide Kennzahl für den Fleiss des Mitarbeiters. Sich von dem Zeitfaktor zu lösen, Leistung tatsächlich an Ziele zu knüpfen und nicht an Stunden, das ist zwar in vielen Unternehmen auf der Agenda – aber in der Umsetzung eine große Herausforderung. In unseren Hinterköpfen bleibt eben immer noch diese alte Verbindung, dass etwas zu leisten bedeutet, viel zu arbeiten. Ein Leistungsträger nur sein kann, wer ordentlich ranklotzt. Dabei ist uns eigentlich klar, dass Produktivität nicht automatisch mit Zeit, mit 9-5, mit Wochenarbeitsstunden und mit Präsenz zu tun hat. Eher im Gegenteil: „Wir müssen endlich aufhören, Arbeitnehmer für Zeit zu bezahlen und statt dessen Leistung honorieren“ (Heinz Fischer, Europa-Chef Administration, Hewlett-Packard). Präsenzkultur vs. Leistung Die Leistung so eng an den Zeitbegriff zu koppeln, ist in den allermeisten Jobs viel zu kurz gegriffen und wird den Mitarbeitern nicht gerecht. Natürlich – zugegeben – gibt es vielen Aufgaben, in denen die Leistung in einem direkten Verhältnis zur Zeit steht und man an der abgeleisteten Zeit den fleissigen Arbeiter erkennt. In ebenso vielen Bereichen aber ist diese Art der Leistungsdefinition so verstaubt wie unzureichend. „Workaholics aren’t heroes. They don’t save the day, they just use it up. The real hero is already home because she figured out a faster way to get things done.“(Jason Fried & David Heinemeier Hansson, Founders of 37Signals, in „Rework“) Die „Arbeit“, die Qualität also ist das, was wirklich zählt. Vor allem bei Kopfarbeitern, also Menschen, die hauptsächlich mit ihrem Wissen arbeiten, ist Leistung dabei eine hochindividuelle Angelegenheit. Sie ist in den seltensten Fällen an Präsenz geknüpft, und viel öfter an das, was am Ende dabei herauskommt. Denn darum geht es ja: um kreative, pragmatische Lösungen, darum, die Ziele (des Unternehmens, und die eigenen) zu erreichen. Nicht um die Lebenszeit, die zu diesem Zweck investiert wurde. Sonst verkäme Arbeit ja zum Selbstzweck – und Leistung zu einer reinen Zeitmessung.
Lea Böhm, Feelgood Managerin bei dem Berliner Start-up ezeep, gibt Einblick in ihren Berufsalltag, der wenig mit eintönigen Einerlei zu tun hat. ezeep, ein noch junges Unternehmen, 2011 gegründet, entwickelt mit einem internationalen Team eine Software-Lösung für Cloud-Managed-Printing.
Erfahrungen aus erster Hand
Unter welchen Arbeitsbedingungen wollen wir arbeiten?
Mit genau dieser Frage haben wir von GOODplace uns damals an das Thema “Neue Arbeitswelt” herangetastet. Das Feedback aus unserem Bekannten-, Familien- und Freundeskreis war unterschiedlich. Doch die Richtung der Wünsche und Bedürfnisse, nämlich die Bewahrung der Individualität am Arbeitsplatz, war klar erkennbar. Damit sich also Menschen bei der Arbeit wohlfühlen, müssen Arbeitgeber Teams aufbauen, in der jeder seine individuellen Stärken voll einbringen kann. Dabei sind Schlagworte wie Arbeitssteuerung, Kompetenzen, Führungsrolle, Verantwortung, Eigenständigkeit oder Weiterbildung nur einige Aspekte, die die Individualität direkt ansprechen und eine vielseitige Arbeitswelt darstellen.
Die Plattform UnternehmerTV stellt Menschen vor, die etwas unternehmen und wagen und für neues Unternehmertum stehen. Die Macher Gratian und Friederike zeigen in ihren Videos was Menschen antreibt, ihre Grundeinstellung und vermeidbare Fehler. Wir freuen uns, dass sie GOODplace und ihre Gründerin Monika Kraus-Wildegger für ihr neuestes Video ausgewählt haben. Entstanden ist das Video im places, unserem „public office“ im Herzen von Hamburg.
Ein neuer Deal mit der Arbeit
Unsere Arbeitswelt ändert sich. Die Begriffe, mit denen wir sie in Worte fassen, nicht. Sie kommen unverdächtig und vertraut daher: Arbeit, Karriere, Leistung. Was wir damit meinen, ist klar. Oder doch nicht? TEIL 2: KarriereIch gestehe es gleich zu Beginn: Das Wort Karriere hatte für mich lange Zeit einen komischen Beigeschmack. Ich selbst fand den Begriff Karriere immer irgendwie negativ behaftet. Bis ich merkte, dass viele andere, ja die überwiegende Mehrheit meiner Mitmenschen, Karriere machen als etwas durchaus Positives und Erstrebenswertes betrachten. Ich begann mich zu fragen, warum das Wort sich in meinem Kopf so querstellte. Und stellte etwas fest, das mir mein Unbehagen verständlicher machte. Karriere, in unserem gesellschaftlichen Verständnis, hat immer eine bestimmte Tendenz, eine ganz bestimmte Richtung: Es geht immer nur nach oben. Es gibt eigentlich keine Umwege, keine Abwege, ja eigentlich auch wenig Leben in einer klassischen Karriere. Was ist Karriere? Der Duden hält eine sehr eindeutige Begriffserklärung für Karriere bereit: Karriere, das ist der erfolgreiche Aufstieg im Beruf. Weiterhin ist sie gleichbedeutend mit: Beförderung, Fortkommen, Vorwärtskommen, Emporstieg. Im Volksmund spricht man davon, die Karriereleiter hinaufzuklettern, eine Bilderbuchkarriere hinzulegen. Wenn jemand Karriere macht, dann geht dies in der Vorstellung der Menschen oft einher mit jemandem, der sich gegen etwas anderes entscheidet. Karriere führt nach oben!Die Richtung von Karriere, das wird schnell klar, geht nur in eine Richtung: nach oben. Und – sie scheint ausschließlich. Entweder Karriere – oder Leben. Karriere, so die Annahme, ist etwas, das zu Lasten des Privatlebens geht. Wer nicht mit dem Strom schwimmt, nicht den gesellschaftlichen Regeln folgt, sich nicht völlig fokussiert, der ist auch schnell wieder raus: Karriereknick, Karriereabstieg. Ein Kind wird schnell mal zur Karrierefalle. Wer legt die Richtung fest? Doch wer entscheidet eigentlich, was Karriere ist und was nicht? Wer legt fest, dass Karriere stets nach oben führt, die Leiter hoch, schnurstracks in die Chefetage? Sind es die Firmenchefs, die uns das suggerieren? Sind es die Personaler, die uns und unseren Lebenslauf auf den Prüfstand stellen? Oder sind es vielmehr unsere Mitstreiter und Konkurrenten, die uns unter Druck setzen? Sollten wir nicht vielmehr selber entscheiden, was Karriere in unserem Fall bedeutet, was gut für uns und unser Leben ist?Wie stereotyp wir Karriere tatsächlich betrachten zeigen die folgenden zwei Geschichten: Paul hat sich jahrelang für die Bank aufgeopfert, Nachtschichten geschoben, unzählige Überstunden angesammelt. Die Belohnung waren ein schneller Aufstieg in der Hierarchie, viel Geld, Anerkennung. Seine junge Familie allerdings blieb oft auf der Strecke. Als sein Sohn anfing zu laufen, jeden Tag neue Fortschritte machte, die er kaum mitbekam, entschied Paul sich für einen anderen Weg. Er überzeugte seinen Chef, ab sofort nur noch 60% zu arbeiten, um mehr Zeit für seine Familie zu haben. Ist das ein Karriereschritt? Oder ein Karriereknick?Ein zweites Beispiel:Johanna hat eine Ausbildung zur Floristin gemacht, wurde anschliessend übernommen. Johanna mag ihren Beruf, verdient bescheiden, aber doch genug, um gut davon leben zu können. Nach fünf Jahren in ihrem Job eröffnet sich Johanna eine tolle Möglichkeit: Sie bekommt die Chance, die Filialleitung zu übernehmen und ein kleines Team von zwei Leuten zu leiten. Ist das Karriere? Wie intuitiv wir darüber urteilen, was eine Karriere ist und was nicht, ist teilweise erschreckend. Es zeigt, wie sehr wir Karriere mit dem Aufstieg in sehr traditionellem Sinne, in bestimmten Branchen, auf bestimmten Leveln gleichsetzen. Karriere, das ist nicht selten auch gleichbedeutend gemeint mit Studium, mit wachsendem Einkommen, mit Beförderung. Stundenreduzierung, lebensfreundliche Arbeitsmodelle, der eigene Weg? Das ist oft nicht das erste, woran man denkt. Umwege in verträglichen DosenWer heute in seiner beruflichen Laufbahn, insbesondere zu Beginn, andere Wege einschlägt, kann durchaus auf Verständnis hoffen – allerdings nur in bestimmten Maßen. Ein Gap Year im Ausland zwischen Studium und Berufseinstieg? Eine Weltreise zwischen zwei Jobs? Wird meist noch wohlwollend abgenickt. Eine 3-jährige Tischlerlehre, wenn einen nach dem Studium das Bedürfnis packt, etwas mit den eigenen Händen zu machen? Schon deutlich schwieriger. Umwege in verträglichen Dosen sind heute zwar okay – allerdings nur so lange sie nicht zu verrückt werden und das Langzeitziel (nach oben!) nicht außer Sichtweite gerät. Karriere = sinnvolle LebensgestaltungSo klar die Gleichsetzung von Karriere und Aufstieg ist, so unzureichend ist sie heute. Sie ist den Herausforderungen und Chancen unserer Zeit nicht mehr angemessen. Wie können wir einen Karrierebegriff kultivieren, der so losgelöst vom Leben mit all seinen Anforderungen, Abenteuern, Aufs und Abs ist? Sollte es nicht vielmehr darum gehen, das Leben an sich sinnvoll zu gestalten? Keinen Wettlauf mit anderen zu machen, sondern seinen eigenen Weg zu finden? Karriere neu denken!In einer Arbeitswelt, die so voll von Möglichkeiten ist, sollte die Karriere nicht auf den steilen Weg nach oben beschränkt sein. Karriere, das sollte viel mehr sein als Aufstieg. Karriere macht, wer Sinn findet in seiner Arbeit, wer darin aufgeht, Freude hat, sie in Einklang bringt mit seinem Leben. Karriere macht, wer sich nicht für die Karriere, sondern für Karriere und Leben entscheidet. Karriere, das ist ein Teil des „Lebensweges“ – und das ist übrigens auch die ganz ursprüngliche, lateinische Bedeutung des Wortes.Mit so einem Karrierebegriff, ja, damit könnte auch ich mich anfreunden.